§ 93. Die beiden ersten Schlesischen Kriege it. s. w. 67
Krieges zu erhalten, müssen wir uns frühere Vorkommnisse vergegenwärtigen.
2. Im Jahr 1537 war zwischen dem Kurfürsten von Brandenburg und dem Herzog von Brieg, Wohlan und Liegnitz ein Verbrüderungsvertrag abgeschlossen worden, welcher bestimmte, daß die genannten Gebiete, welche den größten Teil des heutigen Schlesiens ausmachten, nach dem Aussterben ihres Fürstenhauses an Brandenburg fallen sollten. Der Vertrag hatte jedoch den König Ferdinand I. von Böhmen (Bruder Karls V.) als Oberlehensherrn zum Widerspruch herausgefordert. 1675 erlosch der schlesische Herzogsstamm. Der damalige Kaiser Leopold I. erkannte den Erbverbrüdernngsvertrag nicht an und uahm Besitz von Schlesien. Der Große Kurfürst erhob Beschwerde. Allein fein Einspruch wurde nicht beachtet und Friedrich Wilhelm war, da er seine ungeschwächte Streitmacht zur Vertreibung der in sein Land eingefallenen Schweden (Fehrbellin) brauchte, außer stände, seinem Worte durch die Waffen größeren Nachdruck zu verschaffen. Etwas Ähnliches war den Hohenzollern fchon während des Dreißigjährigen Krieges vom Hanfe Habsburg widerfahren, als das Fürstentum Jägerndors in Oberschlesien einem Brandenburger wegen seiner Verbindung mit Friedrich V. von der Pfalz (Winterkönig) von Kaiser Ferdinand Ii. abgesprochen wurde. — Friedrich Ii. war nun fest entschlossen, sich ob dieser Übergriffe an Österreich zu rächen und Schlesien au sein Land zu bringen. Die Zeitverhältnisse kamen seinem Streben entgegen. Im Jahre 1740 starb Karl Vi. und Maria Theresia bestieg auf Grund der Pragmatischen Sanktion den österreichischen Thron. Allein der Kurfürst Karl Albert von Bayern protestierte gegen die österreichische Erbfolge und machte mit Berufung auf ein von Ferdinand I. herrührendes Testament Ansprüche auf die habsburgischen Länder geltend; er war auch gewillt, dieselben mit den Waffen zu vertreten. Diefe Gelegenheit benützte Friedrich Ii., um von Maria Theresia die Herausgabe der schlesischen Herzogtümer zu fordern. Da Maria Theresia in felsenfester Überzeugung von ihrem Rechte eine Verkleinerung ihres ererbten Herrschaftsgebietes als eine Versündigung gegen Ehre und Pietät hielt, so erklärte Friedrich Ii., dem „Unterhandlungen ohne Waffen vorkamen wie Noten ohne Instrumente", 1740 den Krieg. Die Minister des Königs waren in der aufgeregtesten Stimmung; ihn selbst aber erfüllte die ruhigste Zuversicht. „Mein Herz sagt mir alles Beste der Welt voraus", schrieb er damals, „ein gewisser Instinkt, dessen Ursache eine verborgene ist, verheißt mir Glück und ich werde nicht nach Berlin zurückkehren, ohne mich des Blutes würdig gemacht zu haben, aus dem ich entsprossen bin, und der braven Soldaten, die ich die Ehre habe, zu befehligen."
5*
Entstehungs-
geschichte.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_I._von_Böhmen Ferdinand_I. Karls_V. Karls_V. Leopold_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_V. Friedrich_V. Ferdinand_Ii Ferdinand Friedrich_Ii Friedrich Karl_Vi Karl Maria_Theresia Maria Theresia Karl_Albert_von_Bayern Karl Ferdinand_I. Friedrich_Ii Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_Ii Friedrich
56 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution.
verbürgten Nachrichten von dem Auftreten des Geschlechtes reichen in die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts zurück. Von den zwei Linien, die schon frühzeitig entstanden, wurde die eine 1191 von Kaiser Ar^uraraf" £eiltricf) Vi. mit der Burggrafschaft Nürnberg belehnt, während schaft^Nürnberg die andere die heimatlichen Besitzungen (Hechingen und Sigmaringen) verwaltete. Bei verschiedenen Gelegenheiten griffen die Burggrafen erfolgreich in die Reichsgeschichte ein: Burggraf Friedrich Iii. lenkte nach dem Interregnum die Aufmerksamkeit auf Rudolf von Habsbnrg und betrieb dessen Wahl; Friedrich Iv. verhelf Ludwig dem Bayern in der Schlacht bei Mühldorf 1322 zum Sieg; Friedrich Vi. erwarb sich Verdienste um die Wahl Kaiser Sigismunds. — Durch Kaus und Vermählungen gelang es den Burggrafen, ihren Besitz in Franken bedeutend zu vermehren. So brachten sie die Herrschaften Bayreuth, Ansbach, Kulmbach re. an ihr Haus. — Bedeutsam uy°- für die fränkischen Hohenzollern wurde das Jahr 1415. Kaiser Sigismund übertrug nämlich auf dem Konzil zu Konstanz an Friedrich Vi. die Mark Brandenburg mit der Kurwürde. Er that dies, um die durch die Fehdelust, den Trotz und deu Übermut des zuchtlosen Adels verarmte und herabgekommene Mark einem Willensstärken Regimente zuzuführen und um dem Burggrafen gegenüber eine Schuld der Dankbarkeit abzutragen. Friedrich und feine Nachfolger sorgten für Herstellung gesetzmäßiger Zustände und für die sittliche Hebnng des Volkes; auch waren sie stets auf Vergrößerung ihres Landes bedacht und schlossen daher verschiedene Erbverträge ab, durch welche sie sich ein Anrecht ans Jülich, Pommern und die schlesischen Fürstentümer (Liegnitz, Brieg und Wohlan) erwarben. (Der Vertrag mit den schlesischen Herzogen legte den Keim zu künftigen Zwistigkeiten mit Österreich.) 1511 wählte der Deutschherrnorden den Prinzen Albrecht aus einer Nebenlinie der brandenbnrgischen Hohenzollern (Ansbach) zum Hochmeister. Derselbe trat 1525 mit dem größten Teil der Ordensritter zur evangelisch-lutherischen Lehre über und verwandelte das Ordensland in ein weltliches Herzogtnm unter polnischer Lehenshoheit, die schon seit 1466 über das Ordensland bestanden hatte. 1618 wurde das Herzogtnm Preußen, wo der Hohenzollernstamm erlosch, und vorher, 1614, Kleve, Mark und Ravensberg (aus der Jülich-Kleveschen Erbschaft) mit Brandenburg vereinigt. Preußen blieb jedoch unter polnischer Lehenshoheit. 1640 gelangte Friedrich Wilhelm (der Große Kurfürst) ans den Thron seiner Ahnen. Mit ihm begann eine Zeit ungewohnten Aufschwungs für den brandenbnrgisch-prenßischen Staat. Seine Bedeutung für Preußen und Deutschland rechtfertigt es, daß seiner eingehender gedacht werde.
2. Brandenburg bis zur Zeit der Hohenzollern. Den Kern des brandenbnrgischen Staates bildet die Nordsüchsische M a r k
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Rudolf_von_Habsbnrg Rudolf Friedrich_Iv Friedrich Ludwig_dem_Bayern Ludwig Friedrich_Vi Friedrich Sigismunds Kaus Sigismund Friedrich_Vi Friedrich Friedrich Friedrich Albrecht Albrecht Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
4
Vii. Der Dreißigjährige Krieg.
des reformierten Gottesdienstes und durch die Beseitigung von Orgeln, Altären und Bildern aus den Kirchen die Gunst der Lutheraner, die vielfach noch an den Formen und Gebräuchen der alten Kirche hingen, und machte sich durch solchen unverständigen Eifer auch seinen Nachbarn, den Kurfürsten Johann Georg von Sachsen, zum Gegner.
Bundesgenosftn Inzwischen war Ferdinand Ii. bemüht, Bundesgenossen zu
erhalten. Er hatte Glück. Es gelang ihm, den berechnenden, tatkräftigen, der katholischen Kirche treu ergebenen Herzog M aximiliani. von Bayern (§ 73, 4), die Liga, Spanien und selbst den lutherischen Kurfürsten Johann Georg von Sachsen auf seine Seite zu ziehen. Letzteren bestimmte die Abneigung gegen den Calvinismus, die Aussicht auf die Lausitz und die Furcht, es könnte der Herzog von Weimar durch seine Verbindung mit dem Böhmenkönig die Wiedererlangung der Kurwürde für die Ernestinische Linie der Wettiner anstreben, zum Bündnis mit dem Kaiser. Dagegen überließen Jakob I. von England und die ohnmächtige Union Friedrich V. seinem Schicksal.
Schlacht auf dem Im Sommer 1620 zog Maximilian von Bayern, in dessen Dienst roe^enjktge tz^r kriegskundige Wallone Tzerklas von Tilly befand, mit
einem ligistifcheit Heer durch Oberösterreich nach Böhmen. Die Böhmen, welche schwachen Zuzug aus Mähren und Ungarn erhalten hatten, wichen unterehristian von Anhalt und Matthias Thum bis nach Prag zurück und Tilly konnte ungehindert seine Vereinigung mit den kaiserlichen Truppen vollziehen. Im November 1020 kam es auf dem mäßen Berge bei Prag zur Entscheidungsschlacht. Nach einstündigem Kampfe war das böhmische
Heer überwunden und das Los des „Winterkönigs" — so nannte man spöttisch Friedrich V., da er nur einen Winter regiert hatte, — entschieden. Auch während der Schlacht hatte er sich in seinen Tafelfreuden nicht
Tilly.
(Nach dem Erzstandbild in der Feldherrnhalle zu München.)
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Extrahierte Personennamen: Johann_Georg_von_Sachsen Johann Bundesgenosftn Ferdinand_Ii Ferdinand Johann_Georg_von_Sachsen Johann Jakob_I._von_England Friedrich_V. Friedrich_V. Maximilian_von_Bayern Maximilian Tilly Matthias_Thum Tilly Friedrich_V. Friedrich_V.
^555^ Lehr-Such igdä 296
Deutschen Geschichte
Geschichte Dayerns
und mit Einschluß der mdjtiglten Tatsachen der Kimrgelmte.
'Wom Weginrr des dreißig jährigen Krieges bis zum Hobe Wilbetms I.
Für den Unterricht an Mittetschuten
der
in Verbindung,mit der
bearbeitet von
Itcii J Karte und reichen Abbildungen.
Heinri
riebet.
G r t a n g e n und Keipzig.
Zt. D e i d) e r t ’fchc Verlagsbuchhandlung Nachf. (Georg Böhme.)
1902.
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§ 90. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst.
57
oder die Altmark. Dieselbe wurde von Heinrich I. zum Schutze gegen das weitere Vordringen der slavischen Völkerwoge am linken User der mittleren Elbe, nördlich von Magdeburg, gegründet und von Otto I., der das Land bis an die Oder unterwarf und dahin die Keime des Christentums verpflanzte (Gründung der Bistümer Brandenburg und Havelberg), weiter ausgebaut. 1134 übertrug Kaiser Lothar von Sachsen Albrecht dem Bären aus dem Hause Askanien die Verwaltung der Altmark. Dieser tapsere Fürst vergrößerte sein Gebiet über die Elbe hinaus, setzte das Werk Ottos I. fort (Germa-nisierung und Christianisierung der Slaven) und nannte sich Markgraf von Brandenburg. Als die Assanier 1320 ausstarben, umfaßte Brandenburg: die A limark mit Stendal, die M i t t e l m a r k mit Berlin, die Neu mark mit Küstrin, die Uckermark. — Nach einem vierjährigen Interregnum verlieh Kaiser Ludwig der Bayer, der Brandenburg als sreigewordeues Reichslehen eingezogen hatte, die Markgrafschaft seinem Sohne Ludwig (1324). Im Jahre 1373 gingen die Marken in den Besitz der Luxemburger über. Der letzte Wittelsbacher trat sie gegen Geldentschüdignng an Kaiser Karliv. ab. Sowohl unter den Wittelsbachern wie unter den Luxemburgern (Wenzel, Sigismund) hatte das Land Bitteres zu ertragen. Erpressungen seitens der Statthalter und die Ausschreitungen der Raubritter lasteten schwer auf dem Volke. Eine bessere Zeit brach erst 1415 mit der Berufung der Hohenzollern nach dem Norden an.
§ 90.
Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, 1640—1688.
1. Die Jugend Friedrich Wilhelms fiel in die jammervolle Reit Friedrich Wii-
. _ ... . „ . • ’ . ' . * „ . Helms Jugend.
des Dreißigjährigen Krieges. Die traurigen Spuren des wilden Kampfes traten ihm im eigenen Lande tanfendfach entgegen und erfüllten ihn frühzeitig mit ernsten Eindrücken. Als 14 jähriger Jüngling kam er nach den Niederlanden, wo er vier Jahre (1634—1638) teils am Hose und im Feldlager des mit ihm verwandten Generalstatthalters Friedrich Heinrich von Oranien, teils an der Universität Leyden verbrachte.
Der Aufenthalt in dem kräftig aufstrebenden Freistaat mit seiner betriebsamen, unternehmenden Bevölkerung war bedeutsam für fein ganzes Leben, wurde ihm zur „Hochfchule des Regentenberufes". Nirgends konnte er auch besser die Erfahrung machen, wie unermüdliche Arbeit, rege Gewerbtätigkeit und ein blühender Handel, namentlich auch mit den überseeischen Ländern, die Grundlagen des Wohlstandes einer Nation sind. Mit vielen Kenntnissen und einer weiteren, freieren An-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Heinrich_I. Otto_I. Otto_I. Lothar_von_Sachsen_Albrecht Albrecht Ottos_I. Ludwig_der_Bayer Ludwig Ludwig_( Ludwig Karliv Sigismund) Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Friedrich_Wii- Friedrich Helms Friedrich_Heinrich_von_Oranien Friedrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Magdeburg Havelberg Ottos Brandenburg Brandenburg Stendal Berlin Brandenburg
Zweite Periode, 843—1273. I. Deutschland u. Italien. 47
Folgen der Kreuzzüge. Hebung der Macht der Kirche und der Fürsten. Aufschwung des Ritterthums, des Standes der Freien, des Handels und des geistigen Lebens. Zunahme von Genußsucht, Aberglaube und Sittenlosigkeit.
§. 26.
b. Die Hohenstaufen (Ghibellinen) und die Welfen (Gnelfeu).
1. Lothar von Sachsen (1125—1137) kämpft mit den 1125-1137. Staufen Friedrich von Schwaben und Konrad von Franken, Heinrich's Iv. Enkeln; gibt Sachsen seinem Schwiegersöhne, dem Welfen H ein rich dem Stolzen,
Herzog von Bayern; hilft dem Papste gegen König Roger Ii. von Sicilien und empfängt Toskana (die mathildischen Güter) als päpstliches Lehen; gibt die Nordmark (1134) Albrecht dem Bären (von Askanien).
2. Hohenstaufische Kaiser, 1138 — 1254. 1138-1254.
a) Konrad Iii. (1138 — 1152) ächtet Heinrich 1138-1152. den Stolzen; Bayern anleopold von Oesterreich,
Sachsen an Albrecht den Bären. Konrad's Sieg
über Welf Vi. bei Weinsberg (Weibertreue; 1140); er giebt jetzt Sachsen Heinrich dem Löwen, Heinrichs des Stolzen Sohn (1142); Albrecht der Bär wird als Markgraf von Brandenburg unmittelbarer Reichsfürst. (Zweiter Kreuzzug).
b) Friedrich I. Barbarossa (1152 — 1190), Kon-1152-1190. rad’s Iii. Neffe, sucht das kaiserliche Ansehen in
Italien wiederherzustellen, besonders gegenüber den lombardischen Städten.
Sechs Züge nach Italien: 1) 1154—1156. Frie-dnch's Kaiserkrönung. Bestrafung des republikanischen Mönchs Arnold von Brescia. Rettung des
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Extrahierte Personennamen: Lothar_von_Sachsen Friedrich_von_Schwaben Friedrich Konrad_von_Franken Konrad Albrecht Konrad_Iii Konrad Heinrich Albrecht Albrecht Welf_Vi Heinrich_dem_Löwen Heinrich Heinrichs Heinrichs Albrecht Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa
Io* —
Lothringer, Schwaben (die von den alten Sueven
ihren Namen ableiten), Friesen, Baiern, Franken,
selbst einen König wählen zu können, und verwände!,
ten auf diese Weise, was unberechenbare Folgen hatte,
Deutschland in ein Wahlreich. Die mächtigsten Für,
sten waren in dieser und der nächsten Zeit die Natio,
nal-Herzoge von Sachsen und Thüringen (welches letz-
te bald eigene Landgrafen erhielt), von Baiern, Frans
ken, Schwaben, die Markgrafen von Meissen, Nord-
mark (Brandenburg), Oesireich, der Pfalzgraf am
Rhein. Aber selten war Einigkeit unter ihnen, zumal
bei Königswahlen. So wurde nur von den Franken
und Sachsen ein reicher Graf, Konrad von Franken,
gewählt, auf welchen Herzog Heinrich von Sachsen und
Thüringen als Heinrich l. folgte (Q18 — Yz6), mit
dem das sächsische Königsgeschlecht bis 1024 begann.
Heinrich (gerade nach dem sehr unwichtigen Umstan-
de, daß man ihm beim Vogelfänge seine Wahl verkünde-
te, sehr unpassend der Finkler oder Vogelsteller genannt)
verdiente eher den Beinamen des Großen, da er nicht
allein die unruhigen Großen Deutschlands selbst zur
Ruhe brachte, sondern auch die Slavcn auf verschiede-
nen Punkten gänzlich schlug, aus dem ihnen abgenom-
mcnen Gebiete Marken, oder wohlvertheidigte Gränzr
provtnzen, machte; sondern auch die fast jährlich nach
Deutschland hereinbrechenden Ungern entscheidend schlug
(yaz), nachdem er vorher die schwer«, unbehülflichen
deutschen Reiter und Ritter mit jenen leichtberittenen
Barbaren zu kämpfen gelehrt, und eine Menge fester
Plätze gegen sie angelegt hatte. Als unter seinem
Sohne Otto I. (Q3ó — 973) die Ungern doch wie-
der kamen (Y35), würden sie am Lechstrom so geschlagen,
daß sie seit der Zeit das Wiederkommen lange verga-
ßen. Otto erhielt auch eine Aufforderung, nach Zta-
Iten zu kommen, und dort die eiserne Krone der Lom-
barden zu Mailand, und die römische Kaiserkrone von
dem Papste zu Rom zu empfangen; da über ihren
Besitz unter einigen Großen Italiens viele Streitig-
keiten und Fehden ausgebrochen waren. Schon einige
frühere deutsche Könige hatten sie erhalten, und so be-
kam sie auch, 962, König Otto 1. Damit wurde e«
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Extrahierte Personennamen: Frans
ken Konrad_von_Franken Konrad Heinrich_von_Sachsen Heinrich Heinrich_l Heinrich Heinrich_( Heinrich Otto_I. Otto Otto
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Baiern Deutschland Sachsen Baiern Schwaben Meissen Brandenburg Rhein Sachsen Deutschlands Deutschland Mailand Rom Italiens
■-Xi/
— lió —
Furcht, welche sie verbreiteten, nicht ohne Einfluß blie-
den. Es waren die Fehmgertchte auf der rothen
Erde (Westphalen) mit ihrem Hauptsitze zu Dortmund,
unter dem Oberstuhlherrn, dem Erzbischof von Cöln.
Jedes Gericht (Freistuhl) hatte seinen Freigrafen oder
Vorsitzer, und Freischöffen oder Wissende als Beisitzer.
Mächtige Verbrecher zitterten bei der Ladung vor solche
Gerichte, und vor der Acht der Fehme, da man die
Wissenden nicht kannte, und diese den Verbrecher bei
der Thal gleich tödten konnten. Sogar Fürsten und
Könige wurden vorgeladen. Erst als die Gerichte der
einzelnen Lander besser eingerichtet wurden, abee auch
das Nitterthum sich allmahiig auögetobt hatte, versielcn
diese Gerichte. Auch das Licht der Wissenschaften, wei-
ches wieder Heller wurde, milderte die Sittenrohheit;
die Universitäten verbreiteten sich von Italien und
Frankreich aus; die Gelehrten wurden geachtet, die Leh-
rer des kirchlichen und des römischen Rechtes hatten
Adelsrang; die Wissenschaften wirkten wieder aus die
untern Elassen im Volke segensreich weiter, und wenn
auch alle Entwicklung sehr langsam ging, auch in allen
Staaten (besonders in den slavischen) durchaus nicht
gleichen Schritt hielt: so eiferte doch ein Volk dem
andern nach, und die Frage war beantwortet, ob die
europäische Menschheit im Despotismus des Lehnsystems
und der Hierarchie erstarren oder sich ermannen sollte?
Die Kreuzzüge hatten für das letztere entschieden, und
sind, so betrachtet, wenn auch nur ern frommer Wahn
sie in's Leben rief, doch wieder ein Erziehungsmittel der
Vorsehung gewesen.
Während der Kreuzzüge erfreute sich Deutschland
manches trefflichen Herrschers, erlebte aber auch unsäg-
liche Verwirrung, Auf Heinrich des vierten Sohn
Heinrich V. (1106— 1125), der in Wormser Eoncor-
dat (1122) den Investitursireit beigelegt hatte, folgte
zwar erst der schwache Lothar von Sachsen, dem seine
Mutter, wie er noch an Heinrichs Iv. Hofe in der
Jugend lebte, ein schönes Schwert, aber mit hölzerner
Klinge zusendete, dann aber das große Haus der Ho-
ff e n lt a u fe n, 1137 —,'1254 mit Konrad 1117 1152-
Feiedrich dem Rothbart — 11oo ; Heinrich Vi. —
\
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich_V. Heinrich_V. Lothar_von_Sachsen Heinrichs Heinrichs Konrad Konrad Heinrich_Vi Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Dortmund Italien Frankreich Deutschland Wormser_Eoncor-
145
wollte, wollte Philipp von Hessen schlagen, und wie«
der umgekehrt. Alle Einheit des Plans und Einig-
keit ermangelte, und so ließ man die kostbare Zeit
verstreichen, wo Karl V. mit kaum 8000 gegen 60000
bei Regenöburg und dann bei Ingolstadt sich verschanzte.
Aber Karl kannte seine Gegner zu gut, und wußte
auch, welche Gegenmine in den nächsten Tagen sprtn»
gen mußte. Und sie sprang und wirkte, wie sie be-
rechnet war.
Karl hatte sich nämlich nicht allein ckit Papst
Paul Iii., sondern auch insgeheim mit dem, zwat
protestantischen, aber nicht fchmalkaldischen Herzog;
Moriz von Sachsen, Vetter des Kurfürsten, und Herrrt
der albertinisch - sächsischen Länder, deren Hauptstadt
Dresden war, verbunden, und diesem, wie Ferdinand
von Böhmen, aufgetragen, die Acht am Kurfürsten mit
Wegnahme seines Landes zu vollstrecken. Auf diè
Nachricht davon verlor Johann Friedrich den Kopf,
und zog, als man keinen leidlichen Frieden vom Kaiser
erhalten konnte, mit dem größten Theil des Heeres
in fein Sachsen zurück, worauf nun Karl mit leichter
Mühe den Rest beò Bundesheeres vor sich hertrieb»
und die einzelnen Bundesstände zur Unterwerfung
zwang. Zwar gewann der Kurfürst feine Staaten
wieder, und das Land des Herzogs Moriz fast ganz
dazu; allein im Frühjahr 1547 zog Karl selbst durch
Böhmen nach Sachsen, überraschte unweit Mühlberg
an der Elbe (24. April) den getäuschten Gegner, und
schlug ihn so, daß nur wenige nach Wittenberg ent-
kamen, er selbst aber nach verzweifelter Gegenwehr des
Kaisers Gefangener wurde. Vor Wittenberg musile
Nun der Kurfürst auf seine Reichswürden und Staate»
verzichten, Gefangener des Kaisers bleiben und bald
nachher seinen Vetter Moriz mit dem Kurfürstenthum
belehnen sehen. Philipp von Hessen aber überlieferte
sich selbst. So war der schmalkaldische Bund vernichtet;
aber nicht der Protestantismus.
Denn als nun Karl im Gefühle seines Sieges
selbst eine vorläufige Religionsnorm (Interim) den
Protestanten vorschrieb; als seine Sprache auf den
3te Ausi. 10
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Hessen Philipp Karl_V. Karl_V. Karl Karl Karl Karl Moriz_von_Sachsen Ferdinand
von_Böhmen Ferdinand Johann_Friedrich Johann Friedrich Karl Karl Moriz Karl Karl Moriz Philipp_von_Hessen Philipp Karl Karl
117
11q7ï Philipp — 1208; Friedrich Ii. — 1250 ;
Konrad Iv. — 1254. Aber ein dreifacher, freilich oft
zusammenfallender Kampf zog sich fast durch alle diese
Regierungen hindurch; erstlich mit dem großen, und
uralten Hause der Welfen aus Schwaben; dann mit
den Städten Ober-Italiens, deren Mehrzahl mit Mai-
land an der Spitze im Gefühle ihrer Stärke von kaiser-
licher Macht unabhängig sein wollte; und endlich mit
den Päpsten. Wie die Hohenstaufen den Herzogsstuhl
von Schwaben, und bald auch von Franken inne hatten,
fo herrschten die Welfen erst in Baiern, und seitdem Lo-
thar Ii. Kaiser geworden, auch in Sachsen. Sic grün-
deten auf ihre Macht den Anspruch an die deutsche
Krone, welche ihnen aber die schlauern Hohenstaufen
aus den Händen zu winden wußten, und gegen die ^
Widerspenstigen mit Schwert und Acht verfuhren. So
verlor Heinrich der Stolze scine Herzogthümcr Sachsen
und Baiern, aber sein nachher so berühmter Sohn,
Heinrich der Löwe, erhielt sich Sachsen durch seiner
Unterthanen Treue, und Baiern gab ihm der Kaiser
Friedrich I. endlich wieder. Als aber Heinrich der Löwe,
der sich in Pommern und Meklenburg, wo Slaven sa-
ßen, ein freietgenes Reich zu schaffen suchte, und, we-
gen seiner Macht nicht ungehaßt und unbeneidet, über
alle Fürsten Deutschlands gefährlich emporragte, seinem
Kaiser einen fünften Zug gegen die Lombardenstädte
mttzumachen verweigerte, sich selbst durch einen Fußsall
des Kaisers, seines Lehnsherrn, nicht erweichen ließ,
und Friedrich nun, 1176, am Comersee geschlagen
wurde: erwachten alle Feinde Heinrichs, und erklärten,
der Kaiser an der Spitze, den Herzog in die Acht,und
seiner Lehn verlustig. Seit dieser Zeit herrschte das
Haus Wittelsbach in Baiern. Nur Braunschweig und
Lünebutg, Heinrichs Erbländer blieben ihm, deren spätere
Fürsten seit 1714 auf Englands Thron gestiegen sind,
wo, wie in Braunschwetg, noch heute Welsen herr-
schen. An Friedrichs I. Kämpfen mit den Lombarden
hatte ein von ihm nicht anerkannter Papst Alexander
Iii. großen Anthril; und die Politik der Päpste blieb
es nun, es meist mit den Lombarden und den Welsen
gegen die Hohenstaufen (oder Waiblingen, Ghibelline»)
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TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben]]
Extrahierte Personennamen: Philipp_— Philipp Friedrich_Ii Friedrich Konrad_Iv Konrad Heinrich Heinrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Friedrich_I. Heinrich_der_Löwe Heinrich Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrichs Heinrichs_Erbländer Heinrichs Friedrichs_I. Alexander
Iii Alexander